Crumpler Messenger Boy Stripes 4000


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Es gibt Situationen, in denen man nicht als Fotograf erkannt werden möchte. Viele sind daher auf der Suche nach einer Tasche, die einen Kompromiss zwischen unauffälliger Optik und hoher Funktionalität darstellt. Gerade dann liest man häufig von Kamerataschen der Firma Crumpler, denen man rein äußerlich kaum ansieht, dass sie als Fototaschen konzipiert sind. Neben modischen Rucksäcken gibt es einige Schultertaschenserien im Messenger-Design. Eine davon ist die Serie namens „Messenger Boy“, die insgesamt sechs verschieden große Modelle umfasst. Die Messenger Boy Stripes 4000, die sich größentechnisch in der Mitte der Serie einreiht, soll in diesem Artikel genauer vorgestellt werden.

Der Artikel zur Crumpler Messenger Boy Stripes 4000 bildet den Abschluss zur Testreihe Zehn Schultertaschen für eine 550D mit Double-Zoom-Kit.

Vor dem Test möchte ich mich noch bei Margit Haatz von Crumpler.eu bedanken, die mir kurzfristig noch die Crumpler Messenger Boy Stripes 4000 für diesen Test zur Verfügung gestellt hat.

Äußeres und Design

Da die Messenger Boy Stripes 4000 eine recht ungewöhnliche Form hat, kann man ihre äußeren Maße nicht so einfach beziffern, wie normalerweise. Am oberen Ende misst die Messenger-Tasche 37 cm in der Breite und ist ca. 9 cm tief. Ihre Bodenfläche misst 22,5 × 16 cm² (B × T). Ihre Höhe beträgt 23,5 cm. Von vorne betrachtet entspricht die Form einem leicht abgerundeten Trapez, der seitliche Querschnitt ähnelt jedoch einem Dreieck. Bei diesen Abmaßen kommt sie auf gute 690 Gramm. Im Test ist die Messenger Stripes als anthrazitfarbenes Modell vertreten, sie ist aber noch in den drei Farben mahagony, charcoal und deep black erhältlich. Bei jeder der vier Varianten ist auch das aufgebrachte Streifenmuster in anderen Farbtönen gehalten. Beim Testmuster sind die Streifen in verschiedenen Orange- und Magenta-Tönen gefärbt.

Einmal von allen Seiten betrachtet fällt sofort auf, dass die Crumpler Messenger Boy Stripes keine einzige Außentasche besitzt. Fluch oder Segen? Das kommt immer darauf an, was man von der Tasche erwartet. Denn dieses Konzept hat sowohl seine Vor- als auch seine Nachteile. Natürlich muss man, wenn man die Speicherkarte oder den Akku wechselt, den Objektivdeckel aufsetzen will oder einfach schnell den Geldbeutel herausholen möchte, die gesamte Tasche öffnen, dafür haben es Diebe aber schwieriger, irgendetwas aus der geschlossenen Tasche zu stehlen.

Der Tragegurt der Messenger Boy ist fest vernäht, doch das Schulterpolster lässt sich dank Klett entfernen und frei auf dem Gurt positionieren. Besonders praktisch für den Städtetrip ist, dass man den Gurt je nach Situation schnell verlängern oder kürzen kann, indem man die angebrachte Kunststoffschnalle öffnet, den Gurt verstellt und anschließend wieder mit der Schnalle arretiert. Und das Gute: Das alles geht nur mit einer Hand. Wer es also nicht mag, die Tasche locker an der Hüfte baumeln zu haben, beim Objektivwechsel aber nicht vor der Brust hantieren möchte, der hat so die Möglichkeit mit nur einem kurzen Handgriff die Länge des Gurtes anzupassen.

Das Schulterpolster ist mit 32 Zentimetern Länge und 7 Zentimetern Breite sehr groß. Dabei ist die Unterseite dick, aber fest gepolstert und mit einem atmungsaktiven Netzmaterial überzogen. Das Polster trägt sich auch auf der blanken Haut angenehm. Das Gurtband selbst ist aus einem hochwertigen gewebten Polyester und fühlt sich sehr ähnlich an, wie die Sicherheitsgurte eines Autos. Hat man erst einmal eine gute Position für das Schulterpolster gefunden sollte man es eng um das Gurtband kletten, da es auf dem glatten Band sonst zu leicht verrutscht und man es häufig zurechtrücken muss.

Der Messenger Boy Stripes liegt – wie für Crumpler üblich – keine Regenhülle bei. Doch laut Crumplers Produktbeschreibung ist das dank des schnelltrocknenden Außenmaterials und des wasserfesten Innenlinings auch nicht nötig. Mehr dazu aber noch im Abschnitt „Alltagstauglichkeit“.

Angst vor Schmutz, Rissen im Außenmaterial und Stößen muss man bei der Crumpler Messenger Boy nicht haben. Das Außenmaterial lässt sich leicht mit einem feuchten Tuch reinigen und Schmutz haftet nur schwer an. Dank der glatten Oberfläche und der hohen Dichte des Außenmaterials können auch spitze Gegenstände und scharfkantige Steinchen der Tasche nur schwer Schäden zufügen. Daher ist es auch nicht so schlimm, dass die Messenger Boy Stripes unten keine Standfüße oder gummierten Flächen besitzt.

Rein optisch ist die Messenger Boy Stripes ein wirklicher Leckerbissen. Bei Crumpler versteht man es, simple Formen mit modischen Farben zu kombinieren und durch leichte Farbakzente ein unvergleichliches Design zu schaffen. Daher kommen Taschen von Crumpler meist ohne aufwändiges Schnittmuster daher, wodurch insgesamt weniger Nähte – also potentielle Schwachstellen – vorhanden sind. Crumplers Logo – das Männchen mit den Zottelhaaren – prangt wie gewohnt einmal am Frontdeckel und einmal am Schulterpolster als Gummi-Logo.

Innenleben, Aufteilung und Fächer

Zum Öffnen der Tasche müssen zwei stabile Kunststoffclips geöffnet werden. Anschließend kann der Deckel durch Lösen der großflächigen Klettstreifen aufgeklappt werden. Die Klettstreifen sind so gestaltet, dass sie auch bei prall gefüllter Tasche noch vollständig greifen. Die Gurte der Kunststoffclips können verlängert werden, so dass auch diese unabhängig vom Füllstand eingesetzt werden können.

Innen geht es recht einfach zu. Die Messenger Boy Stripes besitzt ein geräumiges Hauptfach und ein schmales Zubehörfach an der Vorderseite.

Das vordere Zubehörfach lässt sich weit öffnen und beinhaltet zwei große und zwei kleine Spannnetze. Die kleinen Spannnetze sind ganz vorne angebracht und eignen sich hervorragend zum Aufbewahren von Akkus und Speicherkarten. Im mittleren Bereich lassen sich kleine Taschenbücher, das Handy und/oder der Geldbeutel unterbringen und auch die großen Spannnetze sind für alltägliches und Zubehör geeignet.

Das Kamerafach ist groß und besitzt überraschend viele Inneneinteilungen. Diese sind so gestaltet, dass sie, wenn die Tasche nur wenig gefüllt ist, zusammenklappen und die Tasche sehr schmal wird. Insgesamt sind drei Trennelemente vorhanden, die aus mehreren klappbaren Abschnitten bestehen und so eine optimale Inneneinteilung ermöglichen. Dadurch lassen sich Ausrüstungsgegenstände sinnvoll voneinander trennen und können nicht aneinanderstoßen. Die Trennelemente und der gesamte Innenraum sind aus einem weichen, klettfähigen Material, das schonend zur Ausrüstung ist. Die Klettstreifen an den Enden der Trennelemente sind so angebracht und umnäht, dass ein Kratzen an der Ausrüstung nicht möglich ist. Sowohl die Trennelemente als auch die Außenwände sind dick, aber fest gepolstert, wodurch Stöße von außen und zwischen den Ausrüstungsgegenständen sehr gut abgefedert werden. Beim kurzen Sprint zur U-Bahn oder unsanften Abstellen der Tasche ist die Ausrüstung also gut geschützt.

Links und rechts am Übergang zwischen Unterteil und Taschendeckel ist jeweils eine schützende Lasche angebracht, die sich bei geschlossener Tasche leicht über den Inhalt legt und Wasser nach außen abweisen soll.

Material und Verarbeitung

Bei Crumpler kommt als Außenmaterial häufig das sogenannte 1000d Chicken Tex Supreme™ zum Einsatz, ein speziell nachbehandeltes Nylongewebe, das eine leicht raue Oberfläche und eine sehr hohe Faserdichte besitzt. Genau dieses Material findet auch bei der Messenger Boy Stripes 4000 Anwendung.

Innen geht es ähnlich hochwertig weiter. Ein 330D Nylon mit 7mm RipStop Struktur sorgt auf der Deckelinnenseite und im Zubehörfach für hohe Strapazierfähigkeit. Das weiche Gewebe im Kamerafach und die feste Polsterung des Innenraumes runden den gelungenen Auftritt ab.

Bei der Verarbeitung ist alles tiptop. Crumpler legt nicht nur bei den verwendeten Materialien Wert auf eine hohe Qualität, auch die Verarbeitung ist über jeden Zweifel erhaben. Unsaubere Nähte, lose Fäden oder ähnliche Mängel findet man an der Messenger Boy Stripes 4000 nicht.

Einziger Kritikpunkt bei den verwendeten Materialien ist der Klett des Schulterpolsters. Dieser fusselte beim mehrmaligen Öffnen an der Klettseite stark. Dieser „Haarausfall“ ist zwar nicht weiter schlimm, könnte aber, wenn die Kunststoffkrümel ins Tascheninnere gelangen, etwas nerven.

Platzangebot, Alltagstauglichkeit und Tragekomfort

Zuerst möchte ich an dieser Stelle, wie oben angekündigt, einmal auf den Regenschutz der Messenger Boy Stripes zu sprechen kommen. Eine Regenhülle fehlt der Schultertasche zwar, doch ist bei Crumpler von einem wasserdichten Innenlining und einem schnelltrocknenden Außenmaterial die Rede. Das musste die Messenger Boy Stripes natürlich unter Beweis stellen, indem die Tasche mit Wasser beträufelt wurde. Nachdem dieses einfach, ohne auch nur das kleinste Bisschen Feuchtigkeit zu hinterlassen, abperlte, wurde ich neugierig und hielt die Messenger Boy Stripes 4000 unter den laufenden Wasserhahn. Und siehe da… Auch ein kräftiger Wasserstrahl wird von der Taschenoberfläche abgewiesen und rinnt über den Taschendeckel ab. Nach mehrmaligem Wiederholen und längerem Befeuchten der Tasche gelangt kein bisschen Feuchtigkeit ins Innere. Vor einem Regenschauer muss man mit der Messengertasche von Crumpler also keine Angst haben und kann getrost auf das schützende Chicken Tex Supreme™ vertrauen.

Um auf den allgemeinen Nutzen der Messenger Boy Stripes 4000 zu sprechen zu kommen, soll erst einmal zusammenfassend dargestellt werden, was man in der Tasche alles unterbekommt:

  • Canon EOS 550D
  • Canon EF-S 18-55 mm f/3.5-5.6 IS (angesetzt an Canon EOS 550D)
  • Canon EF-S 55-250 mm f/4.0-5.6 IS
  • Canon Speedlite 430 EX Blitzgerät
  • Lumiquest Mini Softbox Diffusor
  • Canon LC-E8 Ladegerät inkl. Netzkabel
  • 1x SD-Speicherkarte inkl. Schutzhüllen
  • 1x Akku Typ Canon LP-E8
  • Objektiv- und Kameradeckel

Theoretisch bietet das Zubehörfach zwar ausreichend Platz für alltägliche Dinge, doch packt man das Kamerafach zuerst, ist es recht stramm und lässt sich nicht mehr so gut füllen. Daher wurden auch nur ein paar Zubehörgegenstände darin untergebracht.

Das Hauptfach hingegen lässt sich sehr gut füllen. Nutzt man das Hauptfach komplett aus und teilt den Innenraum nach den eigenen Ansprüchen ein, kriegt man eine vollständige Einsteigerausrüstung, bestehend aus einer Einsteiger-DSLR mit Weitwinkel-Zoom, einem Tele-Zoom und einem Aufsteckblitz, in der Tasche unter.

Zwar ist es beim Akku- und Speicherkartentausch hinderlich, dass man den Deckel vollständig öffnen muss, doch man kann notfalls auf das Schließen der Kunststoffclips verzichten, da die großen Klettflächen den Deckel auch sicher geschlossen halten. Im Einsatz erweist sich der schnell verstellbare Schultergurt als nützliches Feature. Die Tasche lässig am langen Gurt zu tragen mag zwar gut aussehen und im Alltag und bei kurzen Fototrips noch erträglich sein, bei langen Städtetouren und dichtem Gedränge ist ein kurzer, fest sitzender Gurt die bessere Wahl. Trotzdem ist der Zugriff bei einem längeren Gurt komfortabler. Und genau diese Möglichkeit bietet die Messenger Boy.

Fazit

Eines ist klar, die Crumpler Messenger Boy 4000 ist keine typische Fototasche. Deswegen besitzt sie auch nicht die zahlreichen Fototaschen typischen Merkmale. Dieser Umstand macht die Schultertasche aber noch lange nicht zu einem schlechten Begleiter. Die Verarbeitung der Tasche ist fehlerfrei und genau wie die eingesetzten Materialien von sehr hoher Qualität. Auch ohne Regenhülle ist die Ausrüstung im Inneren hervorragend vor Nässe geschützt.

Das Hauptfach lässt sich mit den mitgelieferten Trennelementen für jede denkbare Einsteigerausrüstung sehr gut gestalten. Die Messenger Boy Stripes 4000 mag zwar nicht typisch ausgestattet sein, doch als unauffällige Schultertasche für Städtetouren und gelegentliche Fototrips ist sie eine gelungene Lösung.

Vielen Dank noch einmal an Crumpler, die den Test der Messenger Boy Stripes 4000 ermöglicht haben.

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  1. #1 von Reimund am 18. Januar 2011 - 19:55

    Gratulation, das war die wohl beste Rezension einer Fototasche die ich bisher gelesen habe.

  2. #2 von bagreview.de am 19. Januar 2011 - 17:36

    Danke! Freut mich sehr, soetwas zu hören!

    Viele Grüße,
    Sebastian

  3. #3 von Colin am 11. Juli 2011 - 14:56

    Hi
    Danke für die Review.
    Eine Frage:
    Ich suche eigentlich genau so eine Tasche wie die 4000er nur habe ich als Equip ein 24-70 und ein 70-200 2.8 IS als Kamera habe ich eine 7D.
    Ich bezweifle nun das dies in der 4000er platz hat. Hast du Erfahrungen mit der 6000er oder 8000er?

    Ich brauch noch etwas praktisches für unterwegs ich möchte nicht immer den Dakine Sequenz Pro mitnehmen.

  4. #4 von bagreview.de am 11. Juli 2011 - 15:42

    Hallo Colin,

    dass Du den Dakine Sequenz nicht immer mitnehmen möchtest, kann ich verstehen. Ich habe häufig wenn ich nur mit Kamera + Tele + Immerdrauf unterwegs bin auch nur eine Schultertasche dabei.

    Mit dem 6000er/8000er habe ich bisher noch keine Erfahrung sammeln können.

    Die 6000er ist aber laut Herstellerangaben im Wesentlichen nur breiter, als die 4000er.

    Da ich die Messenger Boy Stripes 4000 noch hier habe, habe ich eben einmal eine 50D (inkl. Batteriegriff!) mit angesetztem Tamron 28-75mm f/2.8 und ein 70-200mm f/4.0 IS in die Tasche gepackt. Das passt noch sehr gut.

    Allerdings ist das 70-200 2.8 nochmals 17mm länger und genau da sollte das Problem liegen, weswegen die 4000er nicht für Deine Ausrüstung geeignet ist. Ansonsten würde der Platz ausreichen.

    Die größten Modelle von Crumpler sind meist richtig große Teile… Das ist auch bei der Messenger Boy 8000 so. Ich würde daher an Deiner Stelle erst einmal die 6000er ausprobieren (evtl. in einem Laden in Deiner Nähe? Crumpler wird von einigen Händlern verkauft, wie zum Beispiel auch von Saturn!)

    Viele Grüße

  5. #5 von Jens am 28. Juli 2011 - 13:53

    Hallo Sebastian,

    vielen Dank, dieser Review ist sehr, sehr hilfreich!

    Viele Grüße

(wird nicht veröffentlicht)